Eine Schule namens Weill

MZ 11.03.2012

Artikel von Ilka Hillger – Es waren durchaus mehrere Namen in Betracht gekommen. Friedrich Wilhelm Rust beispielsweise, der Gründer der Philharmonie. Oder Friedrich Schneider, der 1829 eine Musikschule eröffnete. Auch August Klughardt, der die Wagner-Tradition in Dessau begründete, hätte eine Option sein können. Dessau mangelt es nicht an großen musikalischen Söhnen der Stadt. Der Größte aber, für den am Sonntag ein Fest zu Ende ging, schlug am Ende alle seine Kollegen. Seit Sonnabend trägt die Musikschule, bis dahin nur mit dem Zusatz Dessau-Roßlau geografisch verortet, den Namen Kurt Weill.

Festakt im Theater

Der Festakt zur Namensgebung wurde im Foyer des Anhaltischen Theaters mit zahlreichen Gästen, darunter natürlich Schüler und Lehrer der Einrichtung, gefeiert. „Der Täufling gehört zu den besten und erfolgreichsten seiner Art im Lande“, würdigte Oberbürgermeister Klemens Koschig das Wirken der Musikschule, die in dieser Form seit 60 Jahren besteht und an der momentan 693 Schüler lernen, die im vergangenen Jahr 422 Konzerte und Auftritte gestalteten. „Die Musikschule war und ist eine namhafte Einrichtung, blieb aber immer ohne Namen. Sie hat offensichtlich nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet“, sagte Koschig. Das Jubiläumsjahr Anhalt 800 und der 20. Weill-Fest in der Geburtsstadt des Komponisten seien ein solcher. „Die Entscheidung für Kurt Weill ist richtig und pädagogisch-künstlerisch hinterlegt.“

Denn Schnittpunkte zwischen Weill und dessen Festival und der Musikschule reichen bis 1993 zurück. Klemens Koschig erinnerte an die Produktion „Der Ja-Sager“ in der Regie von Stephan Blüher, die Musikschüler damals während des Weill-Festes im Bauhaus präsentierten. Das Musical „Rats“ folgte 1995, die „Ja-Sager / Nein-Sager“ 2006, inszeniert von Silke Wallstein. Die Jugend-Big-Band Anhalt gehört inzwischen zu den festen Komponenten im Festivalprogramm. Und einen weiteren Höhepunkt konnte das Publikum am Sonnabend schließlich mit der umjubelten Uraufführung der Kinderoper „Oskar und die Groschenbande“ erleben, die nach dem Festakt Premiere hatte und bei der junge Musiker im Orchestergraben spielten. „Heute erleben wir, wie lebendig unser Weill-Fest ist. In der Aufführung vereinen sich die besten künstlerischen Potenziale unserer Stadt“, war sich Koschig schon vor Vorstellungsbeginn sicher.

Für Musikschulleiterin Ute Mahlo ist es „eine große Ehre und Freude, den Namen eines genialen Komponisten tragen zu dürfen“. Auch sie wertete die Schnittpunkte zwischen Weill und Musikschule als vielfältig und unterstrich die Bedeutung des Anhaltischen Theaters für die musikalische Bildungseinrichtung. „Unser Ausbildungskonzept erfährt durch diese Zusammenarbeit eine positive Erweiterung.“ Einen wahrhaft prominenten Namen dürfe man nun fortan tragen, freute sich Mahlo und nahm das entsprechende Schild zum Anbringen am Haus in der Medicusstraße entgegen. Der Schriftzug ist Blau, das W im Namen des Komponisten Gold.

Dass die Mädchen und Jungen dem neuen Namen verbunden sind, unterstrichen beim Festakt zwei Schülergruppen der Musikschule. Mit der „Moritat von Mackie Messer“ und „Speak low“ trugen Sängerin Jessica Großmann, Pianist Cornelius Tamm und Saxophonistin Ann-Kristin Lamprecht Songs von Kurt Weill bei. Komponist Christoph Reuter, einst selbst Schüler der Musikschule, schrieb einen Tango für Kontrabassensemble, den Musikschüler und Bassisten der Anhaltischen Philharmonie spielten.

Freude bei der Weill-Gesellschaft

Die Freude der Kurt-Weill-Gesellschaft über die Namensgebung brachte deren Präsident Thomas Markworth zum Ausdruck. Für ihn sei die Idee der Klassischen Moderne damit einmal mehr in der Stadt angekommen. Eine Musikschule dieses Namens könnte in ihrer programmatischen Ausrichtung auch verstärkt die Kompositionen von Kollegen Kurt Weills neu entdecken. „Wir freuen uns über das erneute Heranrücken an das Kurt Weill Fest“, so Markworth, der am Abend auf der Premierenfeier zu „Oskar und die Groschenbande“ ausdrücklich allen Beteiligten für diesen Beitrag zum Fest dankte, darunter auch zahlreiche Kinder und Jugendliche der Musikschule „Kurt Weill“.